Grundig TS 945 Super-Hifi

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Erstellt am 8 Okt. 2025 | zuletzt bearbeitet vor 4 Wochen ago von Steffen

Das Grundig TS 945 Super-Hifi ist ein 4-Spur-Tonbandgerät aus dem Jahr 1978. Es hat insgesamt vier Motoren, zwei treiben direkt die Bandwickel an.

https://www.radio-bastler.de/forum/index.php?thread/29367-grundig-ts-945-defektes-zahnrad

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_super_hifi_ts945_ts_945.html

https://www.hifi-wiki.de/index.php/Grundig_TS_945

  • Hersteller: Grundig
  • Typ: TS 945
  • Baujahr: 1978
  • Spannungsarten: Wechselspannung
  • Zustand Gehäuse: sehr gut
  • Zustand Technik: revidiert, funktioniert
  • Herkunft: Reparaturauftrag
  • Datum: 10/2025
  • Kosten:
    • Kondensatoren: 25 €
    • Riemensatz: 13 €
    • Zahnrad: 20 €
    • Arbeitszeit: 10 h

Inhaltsverzeichnis

Demontage

Da ein Kunstoffzahnrad Karies hat, musste ich das Gerät so weit zerlegen, dass ich es ausbauen konnte. Wobei es mir viel eher entgegenfiel…

Da der Aufbau recht komplex ist, hilft nur eins: Bilder, Bilder, Bilder!

Sensoreinheit

Die Tasten für die Bedienung der Mechanik sind auf einer Platine angebracht. Diese ist mit zwei Steckern (rechts: weiß, links oben : schwarz) angeschlossen. Die Platine liegt lose auf und ist durch einen Sicherungsring fixiert.

Regelung der Aufnahmeaussteuerung

Links befindet sich der Pegelregler-Baustein mit drei Schiebereglern, direkt darüber die die Platine für den Instrumentenbaustein.

Laufwerk-Steuerelektronik

Diese Platine ist oberhalb mit zwei schwarzen Schrauben auf dem Chassis befestigt, unten rechts gibt es eine weitere.

Chassis

Das Chassis ist mit mehreren Schrauben (s. Bilder) fixiert. Es lässt sich nur ausbauen, wenn man alle elektrischen Verbindungen oberhalb und unterhalb löst. Zudem müssen einige Leiterplatten vorher entfernt werden. Achtung: Links fällt eine Schraube aus dem Raster.

Lautstärke-Kopfhörer-Baustein

Rechts befindet sich die Platine für die Lautstärkeeinstellung. Der Cueing-Schalter ist mit einer Feder verbunden. Cue steht hier meines Wissens für das Zwitschern beim Spulen, um die gesuchte Stelle besser zu finden.

Kopfbaustein

Auf dem Kopfbaustein befinden sich insgesamt drei Köpfe: Löschkopf, Sprechkopf (Aufnahmekopf) und Wiedergabekopf (v. l. n. r.). Vor dem Entfernen des Chassis muss die Ground-Verbindung gelöst werden.

Tonwellen-Motorbaustein

Der Motorbaustein für den Capstan-Antrieb ist mit drei Schrauben befestigt, die durch Gummilager gehen. Diese waren völlig verhärtet, ich habe sie direkt getauscht. Den Riemen werde ich ebenfalls wechseln, ihn gibt es im Set mit dem Riemen für das Zählwerk.

Servomotor

Der Servomotor steuert die Mechanik. Jede Bedienung der Drucktasten auf der Sensoreinheit wird über den Motor und zwei Zahnräder auf die Antriebseinheit übertragen. Ein bekanntes Problem ist eines der Zahnräder, welches an schwerer Karies leidet. Dieses Zahnrad kann man nachkaufen (ca. 40 €) oder im 3D-Drucker selbst nachbauen. Im letzten Bild kennzeichnet der Pfeil die Einbauposition.

Gehäuse

Wenig spannend, aber der Vollständigkeit halber möchte ich zumindest die Deckplatte und einen Teil des Gehäusebodens zeigen. Komplettansichten gibt es erst, wenn ich die Reparatur beendet habe. Ich war zu schnell und habe vergessen, vorab Bilder des Gerätes zu machen.

Instandsetzung

Teilebestellung

Das Zahnrad ist beauftragt, ein Profi im Bereich 3D-Druck hat sich der Aufgabe angenommen. Ich bin gespannt… Alternativ ist es für 18 € zu bekommen.

Riemenset und Andruckrolle schlagen mit zusammen 40 € zu Buche.

Ich habe derweil die Kondensatoren bestellt. Im Gerät befinden sich einige Tantal-„Bomben“, die ich alle mit wechseln und durch klassische Aluminium-Elkos ersetzen werde.

Hier die Bedarfs- und Bestellliste. Es ist ein hoher Aufwand, alle Kondensatoren zusammenzusammeln, hinzu kommt, dass es manche nur in Mehrfachpacks gibt, so dass ich bei einem Bedarf von 50 Stück am Ende stückzahlmäßig das Dreifache geordert habe. Am Ende bleiben etwa 22 € für den Besitzer als Kosten.

Suma summarum stehe ich gerade bei ca. 80 € Aufwand für die Teile. Im Vordergrund stehen für mich der Spaß an der Sache sowie der Zugewinn an neuem Wissen.

Update: Nach dem Tausch der Kondensatoren habe ich einen Überblick, was tatsächlich getauscht werden muss (in der Hoffnung, keinen Tauschkandidaten übersehen zu haben).

Tantal

Kapazität (µF)Spannungsfestigkeit (V)Anzahl
0,68352
13510
2,2359
4,7254
4,7357
106,31
10352
22162
476,33
6832

Aluminiumelkos

Kapazität (µF)Spannungsfestigkeit (V)Anzahl
4,7631
22401
47404
1006,34
100253
100401
220401
2200501
4700251

Kondensatoren

So wie auf dem folgenden Bild sieht der Arbeitsplatz aus. Neben den bestellten Kondensatoren brauche ich wegen der Leiterplattentechnik eine Entlötpumpe. Das ist deutlich komfortabler als Entlötlitze oder eine Handpumpe.

Es handelt sich schlicht um eine Fleißarbeit. Platine für Platine werden die alten klassischen (Aluminium-)Elkos und vor allem die Tantalelkos gewechselt.

Bereits jetzt bin ich bei 8 Alu-Elkos, 18 Tantal-Typen und 2 Folienkondensoren, die etwas weit aus der Norm waren.

Ich glaube, man nennt das Warmlaufen.

Weiter geht’s…

Ich habe nun alle kritischen Kondensatoren getauscht. Bilanz: Über 60 Stück in drei Stunden.

Auch hier war ganz wichtig, beim Ausbau der Hauplatine viele Bilder zu machen. Es gibt einige Steckverbindungen, die man abziehen muss.

Hier noch ein paar Impressionen der Kondensator-Schlacht:

Oberhalb des Trägers für die Kopfe befindet sich eine Platine, mit deren Hilfe das Tonbandgerät „weiß“, in welchem Betriebszustand es sich befindet. Auf dem großen schwarzen Zahnrad sind Kontakte angebracht, die je nach Stellung der Mechanik auf besagter Platine andere Kontakte miteinander verbinden. An dieser Stelle ist das defekte Zahnrad die Verbindung zum Servomotor, der sowohl die Mechanik als auch diese Rückmeldung gleichzeitig steuert. Im zweiten Bild sind die Achse sowie das Aluzahnrad des Motors gut zu erkennen.

Die letzte Platine – uff:

Entscheidend ist es, – zumindest für mich – viele Detailbilder zu machen, da ich nicht 24/7 an dem Gerät arbeite. Ich mache ganz bewusst keinerlei „Parallel-Projekte“, aber dennoch ist die Fülle an Informationen sehr hoch und die damit verbundene Gefahr, etwas zu vergessen, ebenfalls.

Zum Schluss die instand gesetzte Platine:

Schieberegler

Vor der Montage der Platinen habe ich noch die Schieberegler (Potentiometer) gereinigt: auslösen, öffnen, mit Isopropanol reinigen, verschließen, testen, einlöten.

Zahnrad

Nachdem ein Bastelkollege aus dem Radio-Bastler-Forum mir angeboten hat, das Zahnrad als 3D-Druck herzustellen, habe ich natürlich direkt zugesagt. Einige Zeit später war der fertige Nachbau dann auch da.

Der Einbau war recht einfach. Dazu musste ich das Chassis vom Gehäuse lösen und etwas herausnehmen. Am Besen stellt ihr das Gerät auf eine Seite, dann könnt ihr Chassis und Gehäuse wie ein Buch aufklappen und müsst nicht alle Steckverbinder lösen.

Damit war die mechanische Funktion des Gerätes wieder hergestellt. Naja, fast. Siehe nächstes Kapitel.

Riemen und Andruckrolle

Neben dem Zahnrad werde ich auch die Riemen und die Gummi-Andruckrolle wechseln. Eventuell liegt hier die Ursache des Jaulens.

https://ebay.us/m/xHgZdM

https://ebay.us/m/LL5pWh

Der Riemensatz ist im Zulauf. Der alte Capstan-Riemen funktioniert zwar noch, wird aber mit gewechselt.

Hier habe ich schon mal unter den Antriebsteller „gelunzt“. Dort befindet sich das Antriebsrad für das Zählwerk.

Funktionstest

Der erste Funktionstest verlief nicht zufriedenstellend. Mechanisch geht alles, aber es kam kein Ton raus. Die beiden Pegelmesser standen permanent auf Vollausschlag.

Also hieß es den Schalplan studieren und den Signalweg zurückverfolgen. Der Missetäter war dann irgendwann gefunden.

Ich hatte auf einer der Steckplatinen einen Elko falsch eingelötet (Plus- und Minuspol vertauscht).

Bei über 60 gewechselten Elkos nur ein Fehler – ich bin zufrieden 😉

Naja…

Danach lief das Gerät dann fehlerfrei. Nur leider ist das verwendete Band von sehr schlechter Qualität, schau euch die „Kopfzeile“ mal an.

Aufnahme

Eine Aufnahme ist mir bis jetzt noch nicht geglückt. Vermutlich weiß ich schlicht nicht, wie ich das Gerät dahingehend richtig bediene.

Dokumente zum Grundig TS 945 Super-Hifi

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