VE 301 Wn

Visits: 526

Erstellt am 7 Jul 2021 | zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von Steffen

Bei der Abholung des Telefunken Zauberland habe ich ein VE 301 Wn Gehäuse und Chassis mit erworben. Das Gehäuse ist in einem guten Zustand, das Chassis bedarf einer gründlichen Überholung.

https://www.radiomuseum.org/r/emud_ve301wn.html

  • Hersteller: Emus
  • Typ: VE 301 Wn
  • Baujahr: 1933-1938
  • Empfangsprinzip: Geradeaus, Audio mit Rückkopplung
  • Wellenbereiche: LW, MW
  • Spannungsarten: Wechselspannung
  • Zustand Gehäuse: gut
  • Zustand Technik: in Revision

Inhaltsverzeichnis

Zustand bei Kauf des VE 301 Wn

Folgendes habe ich festgestellt:

  • Das Gehäuse hat einen kleinem Riss und mehreren Bohrungen (die da nicht hingehören).
  • Der Lautsprecher-Stoff und ein Lautsprecher fehlen.
  • Das Chassis ist verrostet und teilweise verbogen (im Bereich der Spule).
  • Der Ein-Aus-Schalter fehlt.
  • Technisch ist das Chassis in einem mangelhaften Zustand (mehrere poröse Kabel, kalte Lötstellen, ein Kondensator fehlt, Netzkabel fehlt).
  • Die Skalenscheibe ist defekt.
  • Die Skalen-Beleuchtung ist ebenfalls defekt.

Instandsetzung – Grundlagen

Da ich bereits einen vollständigen und funktionierenden Volksempfänger besitze, werde ich die beiden Teile aufarbeiten und wieder verkaufen. Da ich nun doch noch einen Freischwinger dazu gekauft habe, wird das Gehäuse nicht nur aufgearbeitet, sondern mit Stoff und Lautsprecher komplettiert.

Der VE 301 Wn arbeitet mit den Röhren AF 7, RES 164, RGN 354. Der VE 301 W (also ohne n) hat hingegen die Röhren REN 904 , RES 164, RGN 354 verbaut. Statt der REN 904 kommt in der neueren Version die AF 7 zum Einsatz.

  • Die REN 904 ist eine Hochvakuum-Triode.
  • Die AF 7 ist eine Vakuum-Pentode. Beide (REN 904 und AF 7) dienen der Empfangsgleichrichtung und der NF-Verstärkung.
  • Die RES 164 ist eine Vakuum-Pentode und fungiert als Endstufe.
  • Die RGN 354 ist eine Hochvakuum-Diode und arbeitet als Einweg-Gleichrichter.

Den Freischwinger sowie die Röhren AF 7 und RGN 354 habe ich gekauft. Die RES 164 ist sehr teuer, mal sehen, ob ich irgendwann eine günstig bekommen kann. Es gibt eine russische Ersatzröhre (4P1L/4П1Л), die allerdings umgesockelt werden muss: http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren/Umsockeln.htm

Sowohl einen Europa-5-Pin-Stecker als auch die Röhre habe ich gekauft. Nun steht dem Umsockeln nichts mehr im Weg.

Das Bremsgitter der 4P1L, Pin 4, darf nicht an Pin 1, es muß an Pin 8 = Heizungs-Mitte!

Die Skalenscheibe werde ich nachbauen: https://kunststoffplattenonline.de/acrylglas-zuschnitt/

Skalenscheibe VE 301 Gehäuse Chassis
Quelle: https://elektronikbasteln.pl7.de/volksempfaenger-ve-301-w

Instandsetzung – Technik

Ich habe mich der Technik angenommen. Die kalten Lötstellen sind beseitigt, der fehlende Kondensator ist eingebaut. Die 4-μF-Elkos wurden durch zwei in Reihe geschaltete Elkos mit je 10μF ersetzt. Ich muss sie noch in Original-Hüllen einbauen. Einen weiteren Kondensator (1 μF) habe ich in die alte Hülle bereits eingebaut.

VE 301 Gehäuse Chassis
Die neuen Anschlüsse sind Kupferdrähte, die mit den Original-Anschlüssen verlötet sind, da diese zu kurz waren.

Mittlerweile sieht das Chassis so aus:

Hier zunächst der Schaltplan:

Auf einer Webseite habe ich folgenden neu gezeichneten Schaltplan gefunden, der die Erzeugung der negativen 
Vorspannung für die Röhre RES 164 mit dem 700Ω Widerstand verdeutlicht:

VE 301 Gehäuse Chassis Schaltplan
Quelle: https://normei-weinheim.de/VENM/Volksempfaenger_VE301Wn.html

Mittlerweile sieht das Chassis so aus:

VE 301 Gehäuse Chassis

Die neuen Kondensatoren werden noch passend „verpackt“. Der große Kondensator (schwarz, rechts unter dem Metallbügel) ist bereits ein neuer im alten Kleid.

Die Verkabelung war teilweise brüchig. Ich habe auch weitere kalte Lötstellen gefunden.

Die RGN 354 tut bereits ihren Dienst.

Weiter geht‘s…

Die Kondensatoren sind jetzt in neuen Papphüllen. Lade- und Siebelko haben zudem ein neues Label bekommen.

Als nächstes war die Stromversorgung dran. Das Netzkabel fehlte, also habe ich es erneuert. Der Kippschalter ist etwas zu groß, den tausche ich noch aus.

Der anschließende Funktionstest mit eingesteckter Gleichrichterröhre gibt Anlass zur Hoffnung…?

Leider nein…

Die Spannungen am Transformator sind viel zu hoch. Die Heizspannungen sind in Ordnung. Allerdings liegt zwischen Anode und Kathode der Gleichrichterröhre eine viel zu hohe Spannung an (doppelt so hoch wie erwartet). Ich stehe gerade ein wenig auf dem Schlauch…

Die Kollegen aus dem Forum haben geholfen.

https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=20891

Aufgrund einer zu niedrigen Anodenstromstärke läuft der Trafo quasi im Leerlauf. Am Widerstand 3k müssten 46 V abfallen, es sind aber nur 2,4 V. Laut Schaltplan ist die Stromstärke durch den Widerstand (welche gleichzeitig die Anodenstromstärke ist) 15,5 mA.

U = R * I
U = 3000 * 0,0155
U = 46,5 [V]
===============

Die richtige Schlussfolgerung ist nun, dass ich die Röhren prüfen muss.

Für jeden Trafo gilt, dass mit zunehmender Stromstärke im Sekundärkreis die Sekundärspannung sinkt. Der Transformator ist hier so dimensioniert, dass er bei 15,5 mA eine Spannung von 245 V sekundärseitig hat.

Kostenaufstellung

  • Chassis und Gehäuse: 10,00 €
  • Freischwinger: 26,00 €
  • AF 7: 3,00 €
  • RGN 354: 30,00 €
  • Kleinteile (Kondensatoren, Glühlampe, Papphülsen für Kondensatoren): 10,00 €

Summa summarum sind das bisher 79,00 €.

Linksammlung zu VE 301 Wn

Den Schaltplan liefert die GFGF:

https://nvhrbiblio.nl/schema/Volksontvanger_VE301Wn.pdf

Einen interessanten Link zu dieser Version des VE301 findet man bei Rainer Steinführ (Wumpus):

https://www.welt-der-alten-radios.de/geschichte-volksempfaenger-22.html#VE301Wn

Im Dampfradioforum habe ich einen passenden Thread gefunden:

https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=31075

Die Verdrahtungspläne könnten ebenfalls hilfreich sein: