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Erstellt am 7 Apr 2022 | zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von Steffen
Das 3045W (EC92) von Grundig ist ein Superhet aus den Jahren 1953/54. Es spielt auf LW, MW, KW und UKW. Im UKW-Teil werkelt eine EC92.
- Hersteller: Grundig
- Typ: 3045W mit EC92
- Baujahr: 1953/54
- Empfangsprinzip: Superhet
- Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
- Spannungsarten: Wechselspannung
- Zustand Gehäuse: gut
- Zustand Technik: revidiert, funktioniert
- Reparaturauftrag
Zustand bei Erhalt
Instandsetzung
Nach dem Ausbau des Chassis habe ich zunächst die Spannungsversorgung geprüft. Das Radio lässt sich laut Aussage des Besitzers nicht einschalten.
Der Fehler war schnell gefunden – der Schalter ist defekt. Nachdem ich ihn überbrückt hatte, ging das Radio an. Ich habe die Röhrenheizungen am Trafo angeschlossen gelassen, die Anodenspannungsversorgung am Gleichrichter allerdings abgelötet.
Die Spannungen habe ich wie folgt gemessen:
- Heizspannung: 7,15 V
- Wechselspannung vor dem Gleichrichter: 259 V
- Gleichspannung nach dem Gleichrichter: 242 V
Die Heizspannung ist etwas hoch, was ich mit dem Umschalten auf 240 V am Trafo regulieren kann. Die Anodenspannung (gemessen habe ich im Leerlauf) muss ich noch einmal bei angeschlossenem Ladeelko prüfen. Gefordert sind hier 275 V.
Als ich die Werte noch einmal prüfen wollte – NICHTS… Die Skalenlampen bleiben dunkel. Auch dieses Problem war schnell gefunden, die Sicherung war defekt. Mmmh, also doch ein Problem mit dem Trafo??
Nein, leider hatte ein Vorbesitzer eine falsche Sicherung eingebaut. Sie muss 0,4 A haben, verbaut waren 0,2 A. Dass das nicht geht, ist klar 🤷♂️.
Ich habe weitere Indizien gefunden, dass an diesem Radio jemand wenig fachmännisch „herumrepariert“ hat.
Leider musste ich zudem feststellen, dass das Skalenseil für UKW beschädigt ist. Ein Tausch ist leider notwendig.
Soooo, die ersten Kondensatoren sind getauscht. Leider sind hier sehr viele defekte Bauteile zu finden.
20 Kondensatoren und 2 Elektrolytkondensatoren sind die momentane Ausbeute. Fünf defekte Kondensatoren sind noch im Gerät. Die blauen im Bild habe ich vorher noch nicht gesehen.
Übrigens: Der “dicke“ Elko (oben, zweiter von rechts) ist der Kathodenelko der EL84. Er legt die Kathode wechselspannungsmäßig an Masse. Der rote (links, siebtes Bauteil von oben) ist der Ratioelko. Er ist Teil des Ratiodetektors, der das UKW-Signal demoduliert (also wieder etwas Hörbares daraus macht).
Der Tausch der defekten Kondensatoren ist beendet. Das Radio läuft.
Allerdings sind die Spannungen an Lade- und Siebelko und an der EL84 zu niedrig. Verursacher ist der Gleichrichter, den ich daraufhin gewechselt habe. Da der Spannungsabfall an Silizium-Dioden geringer ist als an Selen-Gleichrichtern, musste ich einen Widerstand von 150 Ω hinzufügen. An diesem fallen ca. 10 V ab.
Ich habe vor und nach dem Tausch des Gleichrichters die Spannungen geprüft. Der Trafo ist übrigens bereits auf 240 V eingestellt. Dadurch ist die Heizspannung von 7,15 V auf jetzt 6,3 V (und damit den Vorgabewert) gesunken. In der folgenden Tabelle sind meine Ergebnisse zu sehen. Die Spannungen sind mit einer Ausnahme gegen Masse gemessen. Im Falle der Spannung am Gitter 1 der EL84 habe ich gegen die Kathode gemessen.
Messpunkt | vorher (Volt) | nachher (Volt) | Soll (Volt) |
---|---|---|---|
Ladeelko | 249 | 265 | 275 |
Siebelko | 180 | 220 | - |
EL84 Gitter 2 | 180 | 220 | 230 |
EL84 Anode | 248 | 254 | 265 |
EL84 Kathode | 5,9 | 6,1 | 6,7 |
EL84 Gitter 1 | -5,7 | -5,9 | - |
EABC80 Anode | 69 | 69 | 80 |
Die etwas zu geringen Spannungen nehme ich in Kauf. Falls sich beim Dauertest Probleme zeigen, kann ich mit dem zusätzlich verbauten Widerstand (Ausgleich des Spannungsabfalls am Gleichrichter) noch etwas experimentieren. Momentan ist sein Wert 150 Ω.
Bei der im Schaltplan angegebenen Stromstärke von 76 mA (nach dem Gleichrichter) müssten an besagtem Widerstand 11,4 V abfallen. Gemessen habe ich 10,5 V. Umgekehrt liegt die tatsächliche Stromstärke bei 70 mA (berechnet aus 10,5 V und 150 Ω). Das sind ca. 8% Abweichung, die IMO tolerierbar sind.
Bei genauer Betrachtung der Werte ist der Widerstand eventuell gar nicht notwendig, da durch die Umstellung des Trafos eine Unterversorgung besteht, die allein durch den geringeren Spannungsabfall am neuen Gleichrichter ausgeglichen ist.
Der Schalter funktionierte nicht richtig. Ein wenig Kontaktspray hat direkt geholfen. Leider musste ich den Schalter dazu ausbauen … 🤬
Ich prüfe immer den Netzstecker. Naja…
Zum Schluss erfolgt der Zusammenbau.