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Erstellt am 29 Sep 2024 | zuletzt bearbeitet vor 4 Wochen von Steffen
Der Radio-Phono-Koffer HD454A ist ein Kombigerät aus Radio und Plattenspieler, hier in Form eines Koffers.
https://www.radiomuseum.org/r/philips_radio_phonokoffer_454.html
- Hersteller: Philips
- Typ: HD454A
- Baujahr: 1955/56
- Empfangsprinzip: Superhet
- Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
- Spannungsarten: Wechselspannung, Gleichspannung
- Zustand Gehäuse: gut
- Zustand Technik: ungeprüft
- Herkunft: Reparaturauftrag
- Datum: 09/2024
- Kosten: keine
Inhaltsverzeichnis
Zustand Radio-Phono-Koffer HD454A
Bereits Mitte August 2024, also vor mittlerweile sechs Wochen landete eine Reparaturanfrage in meiner Mailbox.
Ich bekomme das Kombigerät Radio mit Plattenspieler nicht zum Laufen, obwohl mir versichert wurde, das beides funktioniert. So ist das halt beim Kauf über das Internet.
Mail vom 14.08.2024
Ich habe das sich im Plattenspieler befindliche Anschlusskabel in die Rückseite des Gerätes gesteckt und den Netzstecker in den Trenntrafo und ganz langsam hochgefahren. Das Radio brummt auf UKW, die Skalenbeleuchtung funktioniert, auch der Senderzeiger bewegt sich , auch der Tastenschieber ist okay, aber es kommt kein Sender. Auch der Plattenspieler geht nicht in Betrieb (Teller dreht nicht).
Bei den Kleinanzeigen wurde es mit
Kleine RARIETÄT !!
Kofferradio mit Plattenspieler aus den 50er Jahren !!
UKW spielt !!
Plattenspieler spielt !!
Alle Teile im ORIGINALZUSTAND !!
Linke Klappe Innen mal geklebt worden !
beschrieben. Nun ja, ich verweise auf mein Video zum Thema:
Der recht hohe Preis ist zumindest dadurch gerechtfertigt, dass der optische Zustand wirklich gut ist, wenn man bedenkt, dass dieses Gerät fast 70 Jahre alt ist. Der Rest der Anzeige ist schlicht Betrug, aber wie heißt es so schön: „Gekauft wie gesehen.“
Nach dem Zerlegen und dem Ausbau des Chassis offenbart sich das Grauen in Gänze:
- Wima-Kondensatoren („Malzbonbons“)
- ERO100-Kondensatoren
- falsch ersetzte Skalenlämpchen (7 V statt 12 V)
- mehrfach gerissene Blende (kein Transportschaden)
- gerissener Drehknopf
Die Aussage hinsichtlich des „Originalzustands“ ist insofern fast richtig, lediglich die Skalenlämpchen können nicht die originalen sein.
Achtung Allstromradio: Eine Seite des Netzanschlusses liegt stets auf Masse, also am Chassis. Damit sind die Achsen (Lautstärkeregler und Sendereinstellung) NICHT BERÜHRUNGSSICHER!!
Instandsetzung
Die ToDo-Liste ist recht übersichtlich:
- Chassis reinigen
- Prüfen des Serienheizkreises, Ersetzen der Skalenlämpchen
- Tausch der oben genannten Kondensatoren
Erst danach kann ich am Regel-Trenntrafo testen.
Kondensatoren
War das eine Schlacht…
Ich denke, selbst jeder „Nicht-Experte“ sieht sofort, dass diese Bauteile hinüber sind. Sie stellen darüber hinaus ein extremes Sicherheitsrisiko dar!
Das Radio funktioniert nun erst einmal mehr recht als schlecht, der Empfang ist schlecht (verrauscht), die Aufwärmzeit ist extrem lang. Als nächstes werde ich die Kontakte reinigen (Wellenschalter, Röhrenfassungen). Mal sehen, was das bringt.
Die Spannnung an der Anode der UL41 ist bei 220 V am Regeltrafo etwas zu niedrig – 195 V statt 206 V. Ich muss schauen, ob die Gleichrichterröhre UY85 evtl. verbraucht ist. Die könnte ich aber durch eine Si-Diode ersetzen. Leider gibt der Schaltplan im Hinblick auf angegebene Spannungen nicht viel her.
Der Doppelelko ist ebenfalls etwas schwachbrüstig, die Kapazitäten sind zu niedrig.
Nach dem Tausch des Doppelelkos passen die Spannungen. Der Serienheizkreis ist geschlossen, demnach heizen alle Röhren ordnungsgemäß.
Gleichrichter
Beim Reinigen der Kontakte (Wellenschalter und Röhrenfassungen) wurde ich mit einer Unterlassung meinerseits konfrontiert: „Prüfe immer zuerst, ob alle Röhren richtig gesteckt sind!“
Statt einer UY85 war eine UY41 eingebaut. Es ist kein riesiges Problem, aber die UY41 gehört da nicht hin. Schauen wir uns dazu die Datenblätter an (oben UY41):
Die UY85 hat eine im 7 V höhere Heizspannung, der entnehmbare Gleichstrom ist 10 mA höher, der Schutzwiderstand ist 70 Ω geringer, der Ladeelko muss 100 statt 50 μF haben.
Es ist also nicht einfach möglich, die Röhre zu ersetzen. Der Ladeelko müsste auf 50 μF reduziert werden. Die Anpassung des Anoden-Vorwiderstandes würde ich auch vornehmen. Laut Schaltbild hat er die geforderten 90 Ω, ist also für die UY41 besagte 70 Ω zu gering. Im Serienheizkreis gilt es zudem, zusätzliche 7 V zu „verbrennen“.
Folglich habe ich – da es einfacher war – auf die UY85 zurückgebaut, sprich die Fassung gewechselt.
UKW-Empfang
UKW lief nur teilweise ziemlich verrauscht. Ich hatte die UCC85 in Verdacht, die es aber am Ende nicht war. Die UCH81 verursachte das Problem. Glücklicherweise hatte ich auch hier (wie bei der UY85) Ersatz im Röhrenschrank. Während etwa einer Stunde Dauerlauf traten keine Probleme auf.
Gehäuse
Einige Gehäuseteile der Chassis-Frontblende sind gebrochen bzw. abgebrochen. Dem gilt nun zunächst meine Aufmerksamkeit, bevor ich mich dem Plattenspieler zuwende.