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Erstellt am 26 Mrz 2023 | zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von Steffen
Das Saba Freudenstadt W5-3D ist ein Superhet aus den Jahren 1954/55. Es spielt auf LW, MW, KW und UKW. Verbaut sind vier Lautsprecher.
https://www.radiomuseum-bocket.de/
- Hersteller: Saba
- Typ: Freudenstadt W5-3D
- Baujahr: 1954/55
- Empfangsprinzip: Superhet
- Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
- Spannungsarten: Wechselspannung
- Zustand Gehäuse: befriedigend
- Zustand Technik: revidiert, funktioniert
- Herkunft: Reparaturauftrag
- Datum: 03/2023
- Kosten: keine
Inhaltsverzeichnis
Zustand bei Erhalt
Der Zustand ist recht ordentlich. Die Technik ist unverbastelt, das Gehäuse in Ordnung.
Instandsetzung
Checkliste
Was ist zu tun?
- Prüfung der Spannungsversorgung ✅
- Ersetzen der defekten Kondensatoren ✅
- Prüfen der Spannungen an den Röhren ✅
- Reinigung von Chassis und Gehäuse ✅
- Reparieren des defekten UKW-Schalters ✅
Das Gehäuse lässt sich mit einigem Aufwand wieder aufbereiten.
Theorie
Die Schaltung ist eine der am häufigsten verwendeten. Gut zu erkennen ist dies am Röhrensatz:
- ECC85: UKW-Röhre
- ECH81: Oszillator und ZF-Verstärker
- EF85: HF/ZF-Stufe
- EABC80: Demodulator, NF-Vorstufe
- EL84: Endstufe
- EZ80: Gleichrichter
Die meisten Probleme verursachen Kondensatoren, die defekt sind. Meist handelt es sich um Papiertypen. Das bedeutet, dass die Wicklung im Inneren aus Papier besteht. Das Problem ist, dass diese Typen mit der Zeit Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und sich so die elektrischen Eigenschaften verändern.
Besonders problematisch wird es dann, wenn die Kondensatoren für Gleichströme leitfähig werden. Das widerspricht ihrem Sinn, nämlich genau das zu verhindern.
Einer der Kondensatoren, die dringend geprüft werden müssen, ist der Koppelkondensator zwischen der Triode der EABC80 und der EL84. Die Endröhre wird ohnehin schon sehr heiß. Ein defekter Koppelkondensator führt zu einer Verschiebung des sog. Arbeitspunktes, was u. a. mit einer noch stärkeren Erhitzung der Röhre einhergehen kann.
Die Realität
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Der Doppel-Elko wurde bereits einmal (falsch) ersetzt.
50 + 50 sollten es sein…
Ein Durchführungskondensator am UKW-Teil ist zerbrochen.
Das UKW-Teil scheint total verstimmt zu sein, die Sender sind irgendwo, nur nicht da, wo sie hingehören.
Anm. des Besitzers: Ich konnte damals Polizeifunk damit hören.
Das erklärt die Verschiebung der Sender um ca. 4 MHz.
Dadurch, dass die UKW-Taste festgeklemmt war, ist die Rückstellfeder leider ermüdet. Da ich ohne extremen Aufwand das „Gebiss“ nicht ausbauen kann (und will), habe ich an anderer Stelle eine zusätzliche Feder eingebaut. Dazu musste ich in den Verstellhebel ein Loch bohren. So what …
Kondensatoren
Los geht‘s!
Den Durchführungskondensator habe ich ersetzt. Glücklicherweise hatte ich einen da.
Es folgten die „Standard-Arbeiten“, wie oben bereits vorhergesagt.
Spannungsversorgung
Da sekundärseitig ca 290 V anliegen (statt 270 V), habe ich einen zusätzlichen Widerstand von 75 Ω eingefügt. Die Spannungen an den Elkos sollen 275 V und 220 V sein, an der Anode der EL84 sind 250 V gefordert. Die Messungen zeigen, dass die Werte nun passen. Vorher waren hier ebenfalls überall ca. 20 V zuviel.
Lautsprecher
Der ehemals bipolare Elko zwischen Breitband- und Hochtonlautsprechern wurde ebenfalls bereits ersetzt – leider falsch…
Bei der Reihenschaltung von Kondensatoren werden die Werte NICHT addiert. Dazu muss man Kondensatoren parallel schalten.
Ich habe zwei 22-µF-Elkos gegenpolig in Reihe geschaltet:
1/Cg = 1/C1 + 1/C2
Damit ist die Gesamtkapazität Cg = 11 µF.
Mit der gleichen Rechnung ergibt sich für die Reihenschaltung zweier 5-µF-Kondensatoren eine Gesamtkapazität von 2,5 µF, was bei geforderten 10 µF echt ein bisschen wenig ist. Richtig gewesen wäre hier eine Parallelschaltung.
Zusätzlicher Anschluss
Einer der Vorbesitzer hat einen zusätzlichen 3-poligen Anschluss installiert. E1 ist ein weiterer TA-Eingang, E2 hingegen ein Ausgang für den Anschluss eines externen Verstärkers. E3 geht an Masse.
UKW-Teil
Ein Vorbesitzer wollte Polizeifunk hören…
Von Interesse war hier das 4-m-Oberband im Frequenzbereich von 84,015 – 87,255 MHz. Da der UKW-Bereich bei 87 MHz beginnt, musste der UKW-Teil um etwa 3 MHz nach unten erweitert werden.
https://www.funkfrequenzen01.de/bos4sn.htm
Bei diesem Modell mit induktiver Abstimmung reichte es aus, den Bereich, den der Ferritkern „durchfährt“, etwas zu verstellen. Am Ende waren es ca. 4 MHz.
Die rechts markierte Stellschraube verstellt den Hub, die links markierten Schrauben dienen der Fixierung.
Durch vorsichtiges Drehen an der Stellschraube und Nachstellen der Sender habe ich die optimale Einstellung gefunden.
Weitere Arbeiten
Das Skalenseil des UKW-Antriebs rutschte durch. Beim Versuch, es zu spannen, ist es gerissen. Folglich musste ich ein neues einziehen.
Da der Magische Fächer etwas schwach war, habe ich die Anodenspannung erhöht. Dazu ist es notwendig, einen Draht umzulöten. Leider hat die Spannungserhöhung von ca. 55 V nichts gebracht. Die Leuchtschicht ist zu stark verbraucht. Bild 4 wurde bei leicht abgedunkeltem Raum gemacht. Im Tageslicht ist vom grünen Fächer leider nichts zu sehen.