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Erstellt am 20 Okt 2021 | zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Steffen
Das Stern-Radio Sonneberg Sekretär 696/57 GWU wurde 1957/58 gebaut. Es ist ein Superhet mit UKW-Empfang. Es ist mein zweites Exemplar, ich besitze bereits ein stark reparaturbedürftiges Modell.
- Hersteller: Stern-Radio Sonneberg
- Typ: Sekretär 696/57GWU
- Baujahr: 1957/58
- Empfangsprinzip: Superhet
- Wellenbereiche: LW, MW, UKW
- Spannungsarten: Wechselspannung, Gleichspannung
- Zustand Gehäuse: sehr gut
- Zustand Technik: revidiert, funktioniert
https://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php?title=Stern-Radio_Sonneberg_Sekretär_696/57GWU
https://www.radiomuseum.org/r/stern_sonn_sekretaer_69657gwu.html
Ausgangs-Zustand
Röhrenradio DDR Stern-Radio Sonneberg RFT
Angaben des Verkäufers
Äußerlich in einem für dieses Alter sehr guten Zustand ohne Kratzer, nicht verwittert, der Goldstreifen noch erhalten. Lautsprecherbespannung original und ohne gerissene Fäden.
Das Innenleben komplett, wurde ca 1990 einmal repariert, damals waren die Koppelkondensatoren und die Gleichrichterröhre defekt.
Jetzt traue ich mich nicht mehr, das Gerät einzuschalten, da ich keinen Trenntrafo habe. Der eingebaute Trafo ist nur für die Heizung, der Rest hängt direkt am Netz.
Die Zuleitung sieht ebenfalls original aus ohne offene Stellen, der Stecker hat die Beschriftung ESt 15, also wohl „Einheitsstecker 15“.
Produziert wurde das Radio 1957 bis 1958 und kostete in dieser Bakelitausführung 300 Mark.
Der Schaltplan wird als Ausdruck zum Reparieren beigelegt
Keine Rücknahme, die Garantie ist auch schon im letzten Jahrtausend abgelaufen.
Das Radio ist normal verschmutzt. Die Bauteile sind bis auf eine Ausnahme original. Lediglich der Selen-Gleichrichter wurde durch eine Diode mit Vorwiderstand ersetzt.
Instandsetzung der Technik
Die Papierkondensatoren sind leider völlig hinüber. Das ist allerdings bei Radios dieser Baujahre normal. Hinzu kommt, dass eine Hälfte des Becherelkos einen Kurzschluss hat.
Die oberhalb des Chassis sichtbaren Kondensatoren werden stilgerecht ersetzt, unter dem Chassis werde ich mir die Mühe nicht machen. Das Chassis ist recht eng verbaut, an einige Bauteile kommt man echt schlecht ran…
Der Becherelko soll stilecht ersetzt werden. Ich habe das alte Innenleben herausgenommen und interessehalber abgewickelt: 2,40 m! Den Kurzschluss habe ich gefunden.
Den Alu-Becher habe ich neu befüllt.
Das Innenleben komplett, wurde ca 1990 einmal repariert, damals waren die Koppelkondensatoren und die Gleichrichterröhre defekt.
In diesem Modell wurde keine Röhre als Gleichrichter verbaut. Ich habe mehrere andere Radios der Firma Stern-Radio, in denen eine Gleichrichterröhre (EZ80, UY82) zum Einsatz kam:
Der alte Selen-Gleichrichter war bereits durch eine Silizium-Diode ersetzt. Ich habe die Diode sowie den benötigten Widerstand (Der Spannungsabfall an der modernen Diode ist geringer als am alten Selen-Gleichrichter, was ich mit einem Vorwiderstand ausgleiche) durch neue Teile ersetzt und dabei gleich unter dem alten Gleichrichter “versteckt“.
Die Spannungsversorgung steht und liefert korrekte Werte.
Der Lautsprecher sieht aus wie neu:
Die “Ausbeute“ kann sich sehen lassen:
Die Inbetriebnahme war dennoch ernüchternd. Aus dem Lautsprecher vernehme ich nur Brummen, Knattern und im Hintergrund leise hörbaren Radioempfang.
Ich habe die Spannungen an den Röhren geprüft, die passen leider auch nicht alle…
Alle Spannungen bei UKW | ||||||
Spannung V, SOLL | Spannung V, IST | Pin | Abweichung | |||
UCH81 | Gitter 2 Heptode | 75 | 153 | 1 | 104% | |
Anode Heptode | 185 | 220 | 6 | 19% | ||
Anode Triode | 0 | 0 | 8 | MW: 120 V | ||
UBF80 | Gitter 2 Pentode | 65 | 147 | 1 | 126% | |
Anode Pentode | 190 | 210 | 6 | 11% | ||
UCL81 | Gitter 2 Pentode | 200 | 210 | 2 | 5% | |
Anode Pentode | 225 | 226 | 6 | 0% | ||
Anode Triode | 45 | 50 | 7 | 11% |
Die besten Fehler sind die, die man selbst verbockt. Ich habe den C46 statt an Masse (und damit an die Kathode-Triode der UCL81) an einen der beiden Heizungsanschlüsse gelötet. Nach der Korrektur spielt das Radio.
Leider bleibt bei sehr leise eingestellter Lautstärke das Knattern – leise, aber hörbar…
Auch diesen Fehler habe ich selbst verbockt ? Ein weiterer Kondensator (C61) ist am falschen Anschluss der ECL81 angelötet gewesen. Nach der Korrektur gibt es kein Knattern mehr ?
Instandsetzung des Gehäuses
Das Gehäuse ist in einem nahezu tadellosen Zustand. Nach einer gründlichen Reinigung habe ich es in Augenschein genommen:
- keine Bruchstellen oder Kratzer
- kleiner Abplatzer an einer Schraubenfassung
- Goldzeichnung teilweise nicht mehr vorhanden
- Schallwandstoff verschmutzt, aber intakt
- Drehknöpfe in einwandfreiem Zustand
- Rückwand sehr gut erhalten, aber verbeult
- Skalenglas in gutem Zustand
Der Kartonstreifen hinter der Skala ist doch recht vergilbt. Ich habe ihn ersetzt, das die Skalenbeleuchtung nur noch schwach durchschimmerte.
Den Lautsprecherstoff reinige ich zunächst. Falls das nichts bringt, habe ich Ersatz.
Endmontage und Funktionsprüfung
Den Lautsprecherstoff habe ich nun noch einmal anders ersetzt als ursprünglich geplant. Das oben gezeigte Stück war leider ein klein bisschen zu schmal. Da der verwendete Leinenstoff recht dünn ist, habe ich vorab Vlies darunter geklebt.
Mit Hilfe eines goldfarbenen Eddings habe ich die Konturen nachgezogen. Dazu musste ich den Stift “anspitzen“.
Noch ein paar Impressionen:
Schaltplan des Sonneberg Sekretär 696/57 GWU
Allstromradios haben keinen Netztransformator. Der Grund dafür ist, dass bei Anschluss an ein Gleichspannungsnetz die elektromagnetische Induktion innerhalb des Trafos nicht funktionieren würde. Daher baut man in dieser Art Radios zwei Stromkreise:
- Röhrenheizkreis
- Anodenstromkreis
Bei ersterem werden meist die Heizungen aller Röhren in Reihe geschaltet. Hinzu kommen Vorwiderstände und ein Heißleiter. Der Heißleiter hat im kalten Zustand einen hohen Widerstand und verhindert zu hohe Stromstärken durch die Heizungen beim Einschalten des Radios. Allmählich wird er warm, der Widerstand sinkt langsam und der Heizstrom (in unserem Fall 0,1 A) stellt sich ein.
Die Anodenspannung und alle anderen Spannungen an den Röhren werden direkt über Widerstände und Drosseln aus der Netzspannung erzeugt. Da die Röhren Gleichspannung benötigen, gibt es einen Gleichrichter (in diesem Radio einen Selen-Gleichrichter). Falls das Radio an Gleichstrom angeschlossen ist, muss man die Polung beachten. Der Gleichrichter ist in Durchlassrichtung geschaltet und fungiert lediglich als Widerstand (wegen des Spannungsabfalls an ihm).
Der eingebaute Trafo ist nur für die Heizung, der Rest hängt direkt am Netz.
Angabe des Verkäufers
Hier hat der Vorbesitzer den Ausgangsübertrager fälschlicherweise als Heiztransformator identifiziert.
Röhrenbestückung
Röhre | Heizspannung in V |
---|---|
UCC85 | 26 |
UCH81 | 19 |
UBF80 | 17 |
UCL81 | 39 |
UABC80 | 28 |
https://www.gfgf.org/GFGF-Schaltplandienst/SternRadioSonneberg_Sekretaer69657GWU_sch.pdf
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