Bella 6720W

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Erstellt am 23 Aug 2021 | zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren von Steffen

Das Bella 6720W von Loewe-Opta ist ein schönes kleines Radio. Die Baujahre waren 1961 und 1962.

  • Hersteller: Loewe Opta
  • Typ: Bella Type 6720W
  • Baujahr: 1961/62
  • Empfangsprinzip: Superhet
  • Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
  • Spannungsarten: Wechselspannung
  • Zustand Gehäuse: ausreichend
  • Zustand Technik: revidiert, funktioniert
  • Reparaturauftrag, erledigt

https://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php?title=Loewe_Opta_Bella_6720W

https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=18223

Inhaltsverzeichnis

Ausgangssituation

Das Radio ist sehr stark verschmutzt. Es sieht fast so aus, als hätte es in einer Küche und danach in einer (Auto-)Werkstatt gestanden. Was für ein Schmier…

Instandsetzung des Bella 6720W

Der Tausch der Kondensatoren ist hier wenig aufwändig. Es mussten nur drei Kondensatoren getauscht werden. Hinzu kamen die Netzteil-Elkos, deren Kapazität nur noch bei 25µF lag.

  • C23, 1nF, Antenneneingang
  • C61, Elko 2µF, Ratiodetektor
  • C77, 4,7nF, Spannungsversorgung

Ein Verbindungskabel vom Ausgangsübertrager war zu lange zu nah an der EL84 und hatte einen thermischen Schaden. Ich habe das Kabel repariert und “schmelzsicher” verlegt.

Außerdem war am AÜ ein Draht abgerissen.

Die Skalenlampe war defekt, der Netzstecker musste neu angebracht werden.

Die Temperaturen der Röhren nach einer Stunde Laufzeit sind auch in Ordnung.

ECC85ECH81EF89EABC80EL84
40°C60 °C66 °C60 °C150 °C

Die Temperatur an der Endröhre ist recht hoch, aber im Normalbereich. In der Umgebung der Röhre, insbesondere unter dem Gehäuse, ist sie deutlich niedriger. Es ist genügend Raum zur Zirkulation der warmen Luft. In der Rückwand sind an dieser Stelle auch deutlich mehr Löcher.

Trotzdem habe ich die Spannungen an der EL84 nochmals geprüft:

Die etwas zu niedrige Anodenspannung der Endpentode hat mir nun doch keine Ruhe gelassen. Daher habe ich ein paar Messungen an der Spannungsversorgung vorgenommen.

  • Eingangsspannung: 233 V
  • Sekundärspannung (belastet): 214 V

Laut Schaltplan sollten an der Anodenspannungswicklung 205 V anliegen, rechnet man von 220 V primär ausgehend hoch, passt das. 

Weiter geht‘s:

  • Gleichspannung am Ladeelko: 230 V
  • Gleichspannung am Siebelko: 197 V

Für die erste Spannung gibt es keine Referenz, für die zweite schon. Hier sollten laut Schaltplan 238 V anliegen, da fehlen satte 40 V (bzw. sogar noch mehr wegen der erhöhten Netzspannung…)

Nun habe ich die Leerlaufspannung vor und nach dem Gleichrichter gemessen.

  • Eingang: 230 V
  • Ausgang: 200 V

30 V Spannungsabfall erscheint mir etwas hoch… 

Die Frage wäre, wie hoch normalerweise der Spannungsabfall sein sollte. Falls ich den GR mit einer Si-Dioden-Lösung ersetzen möchte, muss ich das sicher berücksichtigen. Über den Si-Dioden fallen lediglich 1,4 V ab. 

Ich habe mich entschlossen, den Gleichrichter zu ersetzen. Diesen Schritt erkläre ich hier.


Der Seilzug wurde von einem Vorbesitzer geändert. Leider ist dadurch die Bewegungsrichtung des Zeigers verkehrt. Die benötigten Ersatzteile habe ich alle vorrätig.

Derzeit teste ich die Funktion “am offenen Herzen”. Bitte nicht nachmachen, es sei denn, du weißt, was du da tust!

Erneute Reparatur

Update vom 28.09.2022:

Die Heizspannung der Röhren schwankte sehr stark. zunächst hatte ich eine defekte Röhre in Verdacht. Das hat sich nicht bestätigt.

Schuld war eine kalte Lötstelle an der Verbindung des Heiztrafos zum Chassis. Der mit dem Schraubendreher markierte Lötpunkt ließ sich hin- und herschieben.

Die Heizströme der Röhren sind:

  • ECC85: 0,435 A
  • ECH81: 0,3 A
  • EF89: 0,2 A
  • EABC80: 0,48 A
  • EL84: 0,76 A

Macht summa summarum ca. 2,2 A Heizstrom, was bei 6,3 V Heizspannung einer Leistung von 14 W entspricht.

Das Problem bei einer kalten Lötstelle ist nun, dass ein hoher Übergangswiderstand entsteht. Dadurch entsteht Wärme und die Lötstelle ist mechanisch belastet. Durch Ausdehnung wird der Kontakt verbessert, die Lötstelle kühlt ab, zieht sich zusammen und der Kontakt wird wieder schlechter.

Nach dem Nachlöten der Verbindung funktioniert das Radio wieder einwandfrei.

Das Röhrenvoltmeter lieferte folgende Werte:

  • Ladeelko: 242 V (Soll 238 V)
  • Siebelko: 210 V (Soll 208 V)

Das sind perfekte Werte 👍.

Restaurierung des Gehäuses

Das Gehäuse hat ein Schreiner geschliffen und neu lackiert.