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Erstellt am 1 Nov. 2025 | zuletzt bearbeitet vor 1 Tag von Steffen
„Die Sonne schickt keine Rechnung.“ ist eine im Zusammenhang mit den sogenannten erneuerbaren Energien häufig zitierte Aussage. Ich möchte dem anhand meiner eigenen PV-Anlage nachgehen.
Zahlen und Fakten
Eckdaten:
- Baujahr 2014
- 10 kW peak
- kein Speicher
- Kosten: ca. 15 000 € (2014)
Bilanz:
- Laufzeit: 11 Jahre
- insgesamt erzeugte Energie: 107 350 kWh
- Eigenverbrauch: 23 100 kWh
- Einspeisung: 84 250 kWh
- Einspeisevergütung: 0,126 €/kWh
Die Einspeisevergütung ist für insgesamt 20 Jahre garantiert.
Zur Berechnung aller Kosten benötige ich die Kosten für elektrische Energie seit 2014. Das Bundeswirtschaftsministerium liefert folgend Zahlen:

Aktuell komme ich damit auf folgende Kosten pro kWh (alles gerundet):
- Ertrag durch Einspeisung (vor Steuern): 13 500 €
- Einsparung durch Eigenverbrauch bei 0,30 €/kWh: 6 900 €
Damit ergibt sich aktuell, dass die echten Einnahmen bereits fast ausreichen, um die Herstellungskosten der Anlage zu decken. In gut einem Jahr ist dann die volle Deckung erreicht. Das bedeutet, dass ich ab dann keine Anlagenkosten – abgesehen von eventuellen Reparaturen – mehr habe. Die Anlage rechnet sich dann über den ersparten Verbrauch.
Machen wir die einzelnen Jahresbilanzen auf, so ergibt sich:
- 1 200 € Einspeisung
- 630 € Ersparnis durch Eigenverbrauch
Bei 15 000 € Kosten war die Anlage damit nach ca. 8 Jahren bezahlt.
Kritik
Jetzt kommt das dicke ABER.
Die Rechnung geht nur auf – und nur deshalb besitze ich eine solche Anlage – weil ich eine garantierte Einspeisevergütung bekomme. Das Verrückte ist nämlich, dass ich selbst im Sommer, während der Netzbetreiber elektrische Energie ins Ausland quasi verschenkt (oder sogar draufzahlt, damit er die überschüssige Energie los wird) diese Vergütung bekomme. Ich gehöre somit zur Gruppe der „Strombarone“, die eindeutig Nutznießer dieser Energiepolitik sind.
Asche auf mein Haupt!
Rechne ich die Vergütung heraus und setze die normalen Einkaufspreise an der Strombörse an, so schmilzt meine Einspeisevergütung auf ca. 0,046 €/kWh (Quelle). In der Jahresbilanz bedeute das:
- 450 € Einspeisung
- 630 € Ersparnis durch Eigenverbrauch
Damit habe ich pro Jahr lediglich 1 080 € Abtrag. Bei 15 000 € Herstellungskosten ist die Anlage nach ca. 14 Jahren bezahlt. Es dauert also fast doppelt so lange.
Hätte ich mir unter diesen Voraussetzungen eine PV-Anlag gekauft? NEIN!
Das Risiko, dass Reparaturen in dieser großen Zeitspanne anfallen, ist einfach zu hoch. Allein der Wechselrichter schlägt schnell mit 1 500 € zu Buche. Die Lebensdauer wird mit 10 bis 15 Jahren angegeben, meiner ist demzufolge bald fällig…
Lohnt sich PV?
Ja und nein. Es gibt mehrere Faktoren, die das Ganze beeinflussen. Da wäre zum einen die garantierte Vergütung. Andere Faktoren sind Speicher, Elektromobilität und auch Lebensweise. Hier muss jeder selbst kalkuliere, ob eine Anschaffung lohnt. Gerade bei Speichern kommen noch einmal ordentlich Kosten von derzeit 350 €/kWh dazu. Allerdings sind PV-Anlagen deutlich billiger geworden. Für die o. g. 15 000 € bekäme ich heute eine Anlage inkl. Speicher, hätte aber gleichzeitig einen neuen Unsicherheitsfaktor dabei. Die Speicher haben nämlich ebenfalls eine begrenzte Lebensdauer von aktuell 15 Jahren.
Auch hier gibt es ein ABER. Die Angaben zur Lebensdauer der Komponenten – bei den Modulen sind es 25 bis 30 Jahre – sind Mittelwerte. Da die Anlage mein Eigentum ist, stehe ich selbst finanziell für alle Reparaturen gerade. Das gilt es zu beachten, ohne Rücklagen wäre die Installation einer solchen Anlage eher leichtsinnig.
Der Anteil an Eigenverbrauch steigt mit Speicher auf 60 bis 70 %, so dass man hier ganz anders kalkulieren muss. Die Einspeisevergütung tritt in den Hintergrund.
Mein Fazit
Ich bereue es zu keiner Sekunde, eine PV-Anlage gekauft zu haben. Die Gründe dafür habe ich benannt. Ich werde die Anlage auch bis zum Ende der garantierten Vergütung unverändert lassen (also ohne Speicher).
Es gibt zwei Faktoren, die diese Entscheidung kippen könnten:
- Anschaffung eines Elektroautos (was aktuell eher unwahrscheinlich ist)
- Defekt des Wechselrichters
In beiden Fällen wäre die sofortige Nachrüstung eines Speichers zu überlegen.
Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, dass ich bis hierhin überhaupt nicht auf die Umweltaspekte eingegangen bin. Das ist meines Erachtens ohnehin ein eigenes Thema, da ich Nachhaltigkeit und Umweltschutz ideologiefrei betrachte.
Für mich stand der finanzielle Aspekt im Vordergrund.
Dennoch ein paar Bemerkungen dazu:
- PV-Anlagen auf Hausdächern sind die eine Sache, in der Landschaft eine ganz andere. Da reicht es aus, über den Flächenverbrauch nachzudenken. Die Anlagen stehen in Konkurrenz zu landwirtschaftlicher Nutzfläche oder teurem Bauland.
- Die Lebensdauer der Anlagen ist im Vergleich zu großen Wärmekraftwerken eher gering. Das bedeutet ein deutlich höheres Maß an Abfall (Elektroschrott).
- Die PV-Anlagen sind hinsichtlich der zuverlässigen Bereitstellung von elektrischer Energie problematisch, da sie nicht steuerbar sind. Großspeicher gibt es nicht.
Meines Erachtens sind private PV-Anlagen durchaus sinnvoll, da sie die Energieversorgung über Eigenbedarf sicherstellen. Jegliche Subventionen gehören allerdings abgeschafft. Eine solche Anlage dürfte nur installiert werden, wenn sie sich ohne Förderung für den Besitzer lohnt.
Die Sonne schickt keine Rechnung? Naja, ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht.