Melodia 419 – zum dritten

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Melodia 419 - zum dritten

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Erstellt am 9 Mrz 2024 | zuletzt bearbeitet vor 8 Monaten von Steffen

Die Graetz Melodia 419 verfolgen mich – zum dritten Mal habe ich ein solches Gerät auf der Werkbank. Es ist ein Reparaturauftrag.

Des öfteren erreichen mich Mails wie diese:

Hallo, von meinem Großvater habe ich seit vielen Jahren ein Radio im Keller. Bis 1985 habe ich es noch betrieben. Es müsste sicher durchgesehen und restauriert werden. Machen Sie das? Ich wohne in der Pfalz, könnte das Radio auch geschickt werden?

Mail des Besitzers

Meist ist es so, dass ich die Besitzer etwas vertrösten muss, da ich einen „Reparaturstau“ habe:

Aktuell habe ich keine Zeit, mich darum zu kümmern. Zwei Aufträge warten noch auf die Fertigstellung, ein weiterer ist in der Warteschleife…

Hinzu kommt, dass ein Versand dieses Trümmers (14 kg!!) echt riskant ist. Vermutlich haben Sie die Dokumentation zu meinem 419 hinsichtlich des Versandschadens schon gelesen (https://roehren-radio.eu/sammlung/graetz/melodia-419/).

Es gibt Möglichkeiten, das Radio sicher zu verpacken, es bedeutet aber, dass Sie „mitwirken“ müssen (Chassis ausbauen, Skalenscheibe abnehmen), was via Anleitung aus der Ferne aber machbar ist.

Es ist ein Radio mit einem wirklich guten Klang, eine Reparatur lohnt sich IMO auf jeden Fall!

meine Antwort

Erik (so heißt der Besitzer) konnte glücklicherweise mitwirken und die Skalenscheibe entfernen. Das Risiko ist extrem hoch, dass sie kaputt geht.

Diese Woche nun kam das Radio an. Eine erste Begutachtung ergab das übliche:

  • komplett verstaubt (glücklicherweise kein Fettschmier o. ä.)
  • Gehäuse in befriedigendem Zustand, der Lack hat etwas gelitten
  • schlecht montierter Netzstecker (manche sind schlicht lebensmüde 🤷‍♂️)
  • am Trenntrafo normale Stromstärke, also kein Kurzschluss irgendwo

Melodia 419 – die Technik

Vor dieser o. g. ersten Inbetriebnahme habe ich den Koppelkondensator zwischen EABC80 und EL84 gewechselt.

Aus dem Lautsprecher kam bereits während der Aufwärmphase lediglich ein Brummen, welches sich mit dem Lautstärkeregler nicht beeinflussen ließ. Das ist ein Indiz für einen Fehler bei der Glättung der gleichgerichteten Spannung. Also habe ich den Dreifachelko (50 + 50 + 4 µF) geprüft:

  • SOLL: 50 µF -> IST: 34 µF
  • SOLL: 50 µF -> IST: 2 nF
  • SOLL: 4 µF -> IST: 3,4 µF

Einer der beiden 50er war kurz vor einem Kurzschluss. Nach dem Wechseln aller drei Elkos lief das Radio bereits zufriedenstellend. Die anderen ERO-Kondensatoren müssen nun noch gewechselt werden, um das Radio langfristig betriebssicher zu machen.

Melodia 419 – zum dritten: Bald geht es weiter!

… und zwar jetzt 😉

Die Messung der Spannungen bei anliegenden 220 V zeigte nahezu perfekte Ergebnisse. Hochgeregelt auf realistische 235 V waren naturgemäß alle Spannungen zu hoch. Daher habe ich mich entschlossen, einen Vorwiderstand von 150 Ω ausgangs des Gleichrichters einzubauen.

Gehäuse

Das Gehäuse soll ich ebenfalls aufbereiten. Ich habe eine Instandsetzung im Sinne von Shabby Chic vorgeschlagen, da das komplette Erneuern des Lacks extrem aufwändig wäre.

Folglich habe ich das Gehäuse gereinigt und poliert, die Messingteile mit Spezialmittel zum Glänzen gebracht und alle Bedienelemente vom Schweiß der Jahrzehnte befreit.

Fertig und versandfertig!

In der Verpackung habe ich noch eine der beiden Halterungen für die Skalenscheibe gefunden und am Gehäuse mit Krepp befestigt.

Inbetriebnahme

Nachdem das Paket samt Radio unbeschädigt angekommen ist, lief das Radio nach der Montage nicht.

Hallo Steffen, leider läuft das Radio bei mir nicht. Ich habe das Innere losgeschraubt, die Skalenscheibe montiert, alles wieder montiert. Den Stecker aufgesetzt. Es ist kein Ton zu hören, egal welches Band ich drücke. Was könnte das sein? Ich mache mal ein Video.

Stopp!!!
Hast du die Lautsprecher angeschlossen?
Gaaaanz wichtig!!!

Den habe ich angeschlossen. Sonst keinen…

Es gibt noch drei Leitungen, eine zweiadrige und eine einadrige (braun). Die musst du anschließen, bitte vorher das Radio nicht mehr einschalten.
Die Gegenstücke sind am Lautsprecher.
Von hinten gesehen in der Mitte der doppelte und rechts der einzelne. Da sind Lüsterklemmen zu sehen.

Der einzelne ist angeschlossen und verschwindet im Blech.

Der doppelte da rein?

Das auch. Aber da ist noch ein doppelter, der so aussieht wie der einzelne.
In der Mitte an dem kleinen Lautsprecher ist ebenfalls eine Lüsterklemme.

Ganz offensichtlich waren die Lautsprecher noch nicht angeschlossen. Lediglich die Tastatur an der Vorderseite wird durch den o. g. Stecker verbunden. Der Betrieb eines solchen Radios ohne angeschlossene Lautsprecher kann den Ausgangsübertrager killen, daher mein „Stopp!!!“.

Es war am Ende noch ganz anders.

Rauscht nur…
… jetzt funktioniert es!

Da ich mir das erste Video angesehen habe, während ich zu Fuß unterwegs war, konnte ich das Rauschen nicht hören. Es war am Ende tatsächlich nur der Antennenstecker. Glück gehabt, der Ausgangsübertager war nie in Gefahr.

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