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Erstellt am 3 Jun 2023 | zuletzt bearbeitet vor 6 Monaten von Steffen
Ich möchte etwas zum Thema „Preise beim Verkauf von Röhrenradios“ sagen. Jede/r darf zunächst selbst entscheiden, wieviel er/sie bekommen möchte. Insofern bitte ich, den Artikel nicht falsch zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einteilung
- Preise beim Verkauf von Röhrenradios – Empfehlung
- Probleme
- Preise beim Verkauf von Röhrenradios – Fazit
Einteilung
Zunächst teile ich die Radios in drei Kategorien ein.
- Fundstück
- gepflegtes Radio
- revidiertes Radio
Mit „Fundstück“ meine ich Radios, die auf Dachböden, in Abstellkammern oder Kellern jahrelang gestanden haben. Häufig sind sie stärker verschmutzt, haben ggf. Schäden durch Feuchtigkeit. Diese Radios sollte man auf keinen Fall testweise einschalten!
Ein gepflegtes Radio stand bspw. als Dekoration in der Wohnung oder wurde benutzt. Entscheidend ist, dass es trocken gestanden hat. Es ist äußerlich sauber und ohne größere Beschädigungen. Reine Dekoobjekte sollte man ebenfalls nicht testweise anschalten.
Revidierte Radios sind mindestens technisch kontrolliert. Defekte Bauelemente wurden getauscht. Im Idealfall ist das Gehäuse ebenfalls aufgearbeitet worden.
Neben dem Zustand bzw. der Kategorie hängt der Preis natürlich auch von der Nachfrage oder davon ab, wie selten das Radio ist. Ein „extremes“ Beispiel sind Volksempfänger oder DKE, die zu utopischen Preisen gehandelt werden, selbst wenn der Zustand „zum Weinen“ ist.
Preise beim Verkauf von Röhrenradios – Empfehlung
Ich möchte ein Beispiel anhand meiner Erfahrungen aus dem Bereich „Radio, das in großen Stückzahlen gefertigt wurde“ nennen.
- Fundstücke sollten zwischen 10 und 25 € kosten.
- Gepflegte Radios dürfen zwischen 30 und 60 € bringen.
- Die Preise für revidierte Radios liegen zwischen 70 und 150 € je nach Ausstattung.
Update 24.02.2022: Bei genauer Beobachtung des Kleinanzeigen-Marktes habe ich festgestellt, dass die Preise angezogen haben. Auf die o. g. Werte können momentan ca. 15 bis 20 € aufgeschlagen werden. Gerade in der Kategorie “Dachboden“ sind einige der Radios dadurch eigentlich unverkäuflich. Aber es gilt die alte Weisheit: “Versuch macht klug.“
Update 06.06.2023: Mittlerweile haben die Preise wieder etwas nachgegeben und das alte Niveau erreicht.
Eine Anmerkung zum Preis der letztgenannten Kategorie sei mir erlaubt. Zum Einkaufspreis kommen Kosten für Bauteile usw. hinzu. Der zeitliche Aufwand ist je nach Zustand zwischen 3 und 5 Stunden zu beziffern. Man kann auch mehr Zeit investieren.
Probleme
Das häufig zu findende Argument „Radio funktioniert“ ist kein Verkaufsargument, wenn nicht eine Revision stattgefunden hat. Nicht ohne Grund werden diese Geräte dann doch als Bastelobjekte verkauft.
Ich rate dringend davon ab, diese Geräte in Betrieb zu nehmen.
Warum rate ich mittlerweile zum dritten Mal in diesem Artikel von einer Inbetriebnahme ab? Was kann denn schon passieren?
Im Gegensatz zu heutigen Geräten sind die alten Röhrenradios technisch anders aufgebaut. Die Röhren werden mit hohen Spannungen versorgt, es herrschen recht hohe Temperaturen im Inneren. In der Umgebung der Verstärkerröhre (z. B. EL84) herrschen Temperaturen, die höher sind als 100°C.
Arbeiten wir uns vom Netzstecker ausgehend voran:
- Das erste Problem ist der Stecker selbst. Leider habe ich nur wenige Radios gehabt, wo dieser Stecker ordnungsgemäß montiert war.
- Der zweite Kandidat ist die Feinsicherung. Hier finden sich des Öfteren Sicherungen mit zu hohen Werten oder gar „Ersatzlösungen“ wie Kupferdraht oder Aluminiumfolie. Das bedeutet, dass diese Sicherung/der Ersatz deutlich höhere Stromstärken zulässt, als von den Konstrukteuren vorgesehen. Dass dies ein Risiko darstellt, sollte klar sein.
- Das nächste Bauteil ist selbst eher kein Risiko, gehört aber zu den gefährdeten Teilen – der Netztransformator[1]. Falls nachfolgende Bauteile defekt sind (und das Radio trotzdem „funktioniert“ – leider ist das häufig so), wird der Trafo mit deutlich zu hohen Stromstärken belastet. Hohe Ströme bedeuten hohe Wärmeentwicklung. Irgendwann hält das der dickste Trafo nicht mehr aus und brennt durch, was bei preiswerteren Geräten durchaus einem Totalschaden gleichkommt.
- Nun zu den Hauptverdächtigen, den Kondensatoren. Alterungsbedingt gibt es einige Vertreter, die außerhalb der zulässigen Parameter[2] sind. Zum einen sorgt das für höhere Stromstärken (welche neben dem Trafo auch die nachfolgenden Bauelemente, insbesondere die Röhren, beschädigen können), zum anderen wird der Kondensator selbst zur Gefahrenquelle (Überhitzung bis hin zum Brand).
[1]: Es gibt auch Allstromgeräte, die ohne Netztransformator auskommen. Diese sind vor allem deshalb eine Gefahr, weil sie u. U. nicht berührungssicher sind.
[2]: Zu den Kenngrößen eines Kondensators gehören die Kapazität, deren Toleranzgrenze sowie der Isolationswiderstand. Einige Kondensatoren aus dieser Zeit (ERO 100 oder Wima-„Malzbonbon“) haben häufig eine stark abweichende Kapazität, was auf einen Defekt schließen lässt.
Ich möchte mit einigen Bildern bekräftigen, was ich gesagt habe. Ich unterstelle, dass jeder auch ohne Fachwissen sieht, dass die folgenden Bauteile defekt sind.
Preise beim Verkauf von Röhrenradios – Fazit
Von außen sind derart Defekte nicht zu erkennen. Das Schlimme ist, dass sich häufig die Radios dennoch in Betrieb nehmen und sogar Sender einstellen lassen. Die von mir beschriebenen Ausfälle treten häufig erst nach längerem Betreib zu Tage, wenn das Radio warm (oder in dem Falle heiß) gelaufen ist.
Übrigens gilt (auch für reparierte Geräte): Niemals ohne Aufsicht betreiben!
Revidierte Geräte entsprechen vom Grundsatz her auch nicht den heute geltenden Richtlinien des VDE. Sie sind aber bei fachmännischer Ausführung betriebssicher. Dennoch rate ich meinen Käufern, Röhrengeräte nicht unbeaufsichtigt zu betreiben.
Preise beim Verkauf von Röhrenradios sind ein vielschichtiges Thema. Ich habe einfach mal gewagt, ein paar Zahlen zu nennen.